Manchmal hat man allerdings auch richtig Pech, sowie ich am 6. Tag. Im Herner Hafen hatte ich Maik, den ostfriesischen Binnenschiffer, am 2. Tag meiner Reise kennengelernt. Er wollte mit seinem Bruder einen Tag nach der Surcouf (siehe meinen Bericht vom 2. Tag) und mir in Herne mit Kurs Hamburg auslaufen und mich anrufen, sobald sie den Mittellandkanal erreichen würden.
Gestern, als wir telefonierten, stellten wir fest, dass sie, wegen Terminproblemen, zügiger weiterfahren mussten und in Stadthagen, über 35 Kilometer von mir in Richtung Hamburg entfernt, angelegt hätten und gleich weiterfahren müssten.
Diese Strecke hätte ich nie in kurzer Zeit mit dem Segway aufholen können. Meine Hoffnung, in den nächsten zwei Tagen Hamburg erreichen zu können, war dahin. Leicht deprimiert fuhr ich am Mittellandkanal entlang. Wir hatten Samstagmorgen. Wochenende.
Die Binnenschiffer, die ich an den Liegeplätzen am Kanal anfuhr, um eine alternative Mitfahrgelegenheit zu organisieren, machten ebenfalls Wochenende und fuhren frühestens Montagmorgen weiter Richtung Berlin und Hamburg.
Naja, ich konnte nichts daran ändern und entschloss mich, ebenfalls das Wochenende einzuläuten und nur bis Minden weiterzufahren, da Minden über einen Binnenhafen verfügt und die Chance einer Anschluss-Verbindung hier um einiges größer ist, als an den Kanal-Liegeplätzen.
Nebenbei liegt Minden in Nordrhein-Westfalen und ich könnte hier mit Sicherheit die NRW-Wahl gebührend verfolgen, zum Beispiel auf einer Wahlparty irgendeiner Partei, oder im Mindener Rathaus.
Nach einem weiteren Strom-Tankstopp kurz vor Minden bei einer Jibi Supermarkt-Filiale in Hille/Hartum fuhr ich gemächlich nach Minden weiter. Am Wasserkreuz, dem Ort in Minden, an dem die Weser den Mittellandkanal durchfließt, fuhr ich kurz an der Schachtschleuse vorbei und kehrte zum Nachmittag in der Pension „Marienresidenz“ in Minden ein, einer kleinen privat geführten Pension in einer alten aber modern restaurierten Villa (www.marienresidenz.de), um erneut meinen Segway aufzuladen und einen Kaffee zu mir zu nehmen.
Manche Möbel in der Marienresidenz erinnerten mich ein wenig an das Wohnzimmer meiner Oma – verbunden mit den alten Räumen aber durchaus charmant und gemütlich. Jetzt war auch für mich Wochenende.
Ich fuhr am Abend durch die Stadt und besuchte die Kirmes auf den Weserwiesen, der Mindener Messe, wie die Kirmes hier heißt. Auf dem Weg dorthin kam ich an Wahlkampf-Helfern der SPD vorbei, die hier bis zuletzt für ihre Partei versuchten, die Bürger zu überzeugen.
Auf der Kirmes machte die Direktkandidatin der Mindener Grünen ebenfalls noch Wahlkampf und versuchte hier potentielle Wähler für sich und die Grünen zu gewinnen. Ein harter Wahlkampf halt.
Nach diesem Aufgebot an Aktivisten entschied ich mich endgültig, den Wahlsonntag hier in Minden zu bleiben und die Nacht in der Marienresidenz zu verbringen. Da auf der Kirmes wenig los war, war ich bereits um 22 Uhr in der Pension und war froh, mal wieder in einem richtigem Bett zu liegen, nach den letzten beiden Tagen auf Couch und bezogener Holzbank.
Euer Seggy
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